Niko Paech im Interview – „Die Dosis macht das Gift“ – „Sehe ich aus wie ein Hippie?“
Niko Paech ist Professor für Produktion und Umwelt an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Er gilt als Deutschlands radikalster Wachstumskritiker. Gerade erst dieses Jahr erschien seine kleines aber feines, äußerst lesenswertes Buch mit dem Titel "Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie". Aber dieses will ich an dieser Stelle nicht weiter behandeln.
Immer wieder äußert sich Paech auch in den Massenmedien zum Thema Wachstumskritik und Postwachstumsökonomie. So gab er vor ein paar Tagen dem moma (Morgenmagazin der ARD) ein kurzes Interview: "Die Dosis macht das Gift".
Auf der Website des moma, auf der das Interview aktuell zu sehen ist, beginnt der Ausschnitt mit folgender Äußerung der Moderatorin: "verrückt". Man kann nur hoffen, dass sie damit nicht Herrn Paech und seine Ansichten gemeint hat, sondern einen möglicherweise kurz zuvor laufenden Beitrag über die absurden Auswüchse unserer auf ungebremsten und stetigem Wachstum beruhenden Wirtschaftsweise gemeint hat - so malt es sich zumindest in meiner Fantasie aus.
Ein paar Tage zuvor hatte sich Paech schon einmal kritisch zum Thema Wachstum in den Medien zu Wort gemeldet, als der dem Tagesspiegel ebenfalls ein Interview gab: "Sehe ich aus wie ein Hippie?" Dieses fällt dann auch etwas ausführlicher aus als das moma Interview und ist meiner Meinung nach sehr lesenswert.
Jahrestagung 2012 der Vereinigung für Ökologische Ökonomie
Im September dieses Jahres fand an der Universität Freiburg die Jahrestagung der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ) statt. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter der Überschrift "Geld und Wachstum".
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung fand am 20. September eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema "Geld, Wachstum, Verschuldung, Finanzchaos – wer blickt noch durch?" statt, die seit einiger Zeit auch als Videomitschnitt auf Youtube zu finden ist. Auf dieser diskutierten Margrit Kennedy, Harald Spehl, “Mr. Dax” Dirk Müller und Helge Peukert, unter der Moderation von Dirk Löhr, über die ökonomischen und gesellschaftlichen Konsequenzen, eines auf Zins und Zinseszins, sowie der Geldschöpfung privater Banken basierenden Geldsystems.
Crashkurs
Vor ein paar Tagen bin ich beim surfen im Internet irgendwie auf der Seite von Christopher Martenson gelandet, einem amerikanischen Wissenschaftler und Biologen, der sich in den letzten Jahren intensiv der Entwicklung, Umsetzung und Verbreitung einer kleinen Lehrfilm-Reihe namens Crash Course gewidmet hat. In 20 kurzen Kapiteln beschreibt Martenson ein paar drängenden Fragen rund um unser aktuelles Wirtschaftssystem und seinen Verflechtungen mit der Umwelt (Energie und Ressourcen). Bekannt war mir sein Crash Course schon seit längerem, neu war für mich jedoch, dass die entsprechenden Videos nun auch in einige andere Sprachen übersetzt wurde, unter anderem auch ins Deutsche. Weil ich mich mit diesem Blog vorwiegend an ein deutschsprachiges Publikum richte, freue ich mich hierüber besonders.
Wer der Crash Course von Christopher Matenson noch nicht kennt, dem sei dieser hiermit wärmstens empfohlen. Zwar legt der Crash Course einen starken Fokus auf die aktuelle wirtschaftliche und politische Entwicklung in den USA, viele der grundsätzlich angesprochenen Themen betreffen jedoch die gesamte Menschheit.
In der deutschen Fassung lässt die Tonqualität zwar etwas zu wünschen übrig und streckenweise wirkt sie auch etwas hölzern und kommt etwas holprig daher, inhaltlich ist sie aber durchaus gelungen. Wer jedoch des englischen ausreichend mächtig ist und sich auch von den verwendeten Fachvokabular nicht abschrecken lässt, dem sei die englische Originalversion empfohlen.
Zur deutschen Version das Crash Course geht es HIER. Wer sich lieber die englische Originalversion ansehen will, findet diese ebenfalls auf dieser Seite. Einfach etwas runter scrollen und das entsprechende Kapitel in der gewünschten Sprache auswählen (bei der englischen Version entfällt die Einführung).
Prosperity without Growth – Ein Interview mit Tim Jackson
In meinem ersten Post möchte ich euch auf ein Interview mit Tim Jackson aufmerksam machen. Das Interview ist zwar nicht mehr das Jüngste und auch nicht sehr ausführlich, bildet meiner Meinung nach aber einen guten Einstig in die Debatte um Nachhaltigkeit und Wachstum.
Tim Jackson ist Professor für Nachhaltige Entwicklung und leitet die Forschungsgruppe für "Lebensstile, Werte und Umwelt" an der University of Surrey.
Der Report, "Prosperity without Growth?", um den es in dem Interview inhaltlich geht, kann hier auf der Seite der Kommission für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Commission), einem unabhängigen Beratungsgremium der britischen Regierung, unentgeltlich als PDF heruntergeladen werden. Leider liegt er ausschließlich in englischer Sprache vor.
Solltet ihr des englischen nicht ausreicht mächtig sein oder euch das Lesen eines so langen englischsprachigen Textes mit entsprechendem Fachvokabular einfach zu anstrengend sein, müsst ihr dennoch nicht auf die Lektüre verzichten. Denn mittlerweile hat Tim Jackson ein gleichnamiges Buch veröffentlicht, das inzwischen auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. "Wohlstand ohne Wachstum: Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt" ist 2011 im oekom verlag erschienen. Nach einer oberflächlichen Durchsicht beider Werke konnte ich nur geringfügige Unterschiede zwischen Buch und Bericht feststellen.
Da ich mich zurzeit noch mitten in der Lektüre befinde, will ich mich an dieser Stelle noch nicht zum Inhalt äußern. Sobald ich das Buch jedoch ausgelesen haben, werde ich eine ausführliche Rezension nachliefern. In die Literaturempfehlungen habe ich es aber bereits mit aufgenommen.