Programmtipp: Schmutziges Öl
Durch mein regelmäßiges Studium des Blog Konsumpf bin ich heute – gerade noch rechtzeitig – auf den am morgigen Abend auf arte laufenden Themenabend "Schmutziges Öl" aufmerksam geworden. Im Rahmen diese Themenabends laufen zwei sehr interessant klingende Dokumentationen.
Der Themenabend Beginnt um 20:15 Uhr mit der Dokumentation "Profit um jeden Preis: Die BP-Story":
Bereits ein Jahr nach der Explosion der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon", bei der 640 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko liefen, erklärte sich BP als Sieger: Das meiste Öl sei verschwunden. Die Gefahr sei gebannt. Doch sieht die Realität bedeutend anders aus.
Zwei Jahrzehnte spürte der Journalist Greg Palast dem Ölkonzern BP nach und fand bei seinen Nachforschungen heraus, dass die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko nicht die einzige ist, für die BP die Verantwortung trägt. Weltweit ist BP an Umweltvergehen beteiligt. In der Arktis Alaskas ließ BP über 750 000 Liter Öl auslaufen. Der Grund dafür ist, dass BP den Zustand der Pipelines seit acht Jahren nicht mehr überprüft hatte. Das lag nach den Worten eines klagenden Anwalts daran, dass „BPs Programm zur Kosteneinsparung schreckliche Folgen hatte“. Laut einem Programmierer von Testausrüstungen für Ölfirmen können sich die Kosten auf bis zu 1 Million Dollar pro Meile Rohr belaufen. Durch BPs Versäumnis, die Rohre zu überprüfen, hat die Firma vielleicht Millionensummen eingespart, gleichzeitig jedoch die Zerstörung der letzten unberührten Wildnis verursacht.
Schon vor Jahren leitete Greg Palast eine Untersuchung über die Exxon-Valdez-Katastrophe von 1989. Er enthüllte, dass trotz des Namens "Exxon" auf dem Tanker eine Firma namens "Alyeska" für das Eindämmen der Ölpest verantwortlich war, deren Mehrheitsaktionär BP ist. Die Firma reagierte jedoch so langsam, dass das Öl über 2000 km der Küste Alaskas zerstörte. Auch 22 Jahre nach der Ölpest ist das Öl noch an den Stränden zu finden.
In Aserbaidschan entdeckt Palast, dass es 17 Monate vor der Explosion der BP-Ölbohrplattform im Golf von Mexiko eine verdächtig ähnliche Explosion auf einer BP-Plattform im Kaspischen Meer gab. BP hat diese Explosion nie bestätigt, gab jedoch zu, dass es zur Freisetzung von Gasen kam. Die Firma hat ihren internen Bericht über diesen Vorfall, der womöglich zum bis dahin umfangreichsten Austritt von Öl aus einer Offshore-Ölbohrplattform führte, nie veröffentlicht. Und als größter ausländischer Investor des Landes und mithilfe von Bestechungsgeldern hat BP im Polizeistaat Aserbaidschan nichts zu befürchten.
Später am Abend, um 21:05 Uhr, folgt dann der Film "Abgefackelt – Wie die Ölkonzerne unser Klima killen":
Die Gier nach dem schwarzen Gold hat fatale Folgen: Ölkonzerne fackeln in Förderländern wie Russland und Nigeria systematisch Erdgas ab, das bei der Ölgewinnung austritt. Damit sparen sie zwar Geld, vernichten aber gleichzeitig enorme Energiemengen und richten gewaltige Umweltschäden an. Ein Skandal, der von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet bleibt. So machen sich große Ölförderunternehmen seit Jahrzehnten mitschuldig an der Klimakatastrophe.
Mit der Erdölproduktion werden gleichzeitig riesige Mengen Erdgas an die Oberfläche befördert. Anstatt dieses Gas zu nutzen, verbrennen Ölförderkonzerne den wertvollen Rohstoff, obwohl Erdgas als ein Energieträger der Zukunft gilt und fossile Brennstoffe immer knapper werden. Das Ausmaß der Energieverschwendung ist enorm. Durch das sogenannte „Gas Flaring“ verpufft jährlich ein Drittel des gesamten europäischen Erdgasbedarfes. Dabei entstehen 400 Millionen Tonnen Treibhausgase, das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von rund 500 Millionen Autos. Das scheint jedoch die Ölkonzerne nicht zu interessieren. Ihnen geht es darum, schneller an das schwarze Gold zu kommen.
In Nigeria leiden die Menschen besonders stark unter den Folgen des Gasabfackelns. Viele Dörfer liegen direkt neben einer der gigantischen Abfackelstationen im Nigerdelta. Die Menschen atmen die giftigen Gase ein, leiden an Asthmaerkrankungen und Krebs. Die Ernten sind durch Schwermetalle und sauren Regen verseucht. Aber nicht nur in Afrika wird Gas abgefackelt. Russland, Europas wichtigster Öllieferant, ist Weltmeister im Verschwenden von Erdgas. Und die europäischen Importstaaten tragen indirekt zur Klimakatastrophe bei. Dabei gäbe es eine einfache Lösung: In Ecuador macht ein staatlicher Ölkonzern vor, wie man aus Erdgas Energie gewinnen und gleichzeitig das Klima schützen kann.
Die Dokumentation von Inge Altemeier und Steffen Weber geht der Frage nach, warum die Ölkonzerne rund um die Welt wertvolles Gas abfackeln und warum niemand sie daran hindert. In Allianz mit der Erdöllobby und Politikern ist es den Ölkonzernen bisher gelungen, dieses Thema von der Öffentlichkeit fernzuhalten.
Prosperity without Growth – Ein Interview mit Tim Jackson
In meinem ersten Post möchte ich euch auf ein Interview mit Tim Jackson aufmerksam machen. Das Interview ist zwar nicht mehr das Jüngste und auch nicht sehr ausführlich, bildet meiner Meinung nach aber einen guten Einstig in die Debatte um Nachhaltigkeit und Wachstum.
Tim Jackson ist Professor für Nachhaltige Entwicklung und leitet die Forschungsgruppe für "Lebensstile, Werte und Umwelt" an der University of Surrey.
Der Report, "Prosperity without Growth?", um den es in dem Interview inhaltlich geht, kann hier auf der Seite der Kommission für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Commission), einem unabhängigen Beratungsgremium der britischen Regierung, unentgeltlich als PDF heruntergeladen werden. Leider liegt er ausschließlich in englischer Sprache vor.
Solltet ihr des englischen nicht ausreicht mächtig sein oder euch das Lesen eines so langen englischsprachigen Textes mit entsprechendem Fachvokabular einfach zu anstrengend sein, müsst ihr dennoch nicht auf die Lektüre verzichten. Denn mittlerweile hat Tim Jackson ein gleichnamiges Buch veröffentlicht, das inzwischen auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. "Wohlstand ohne Wachstum: Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt" ist 2011 im oekom verlag erschienen. Nach einer oberflächlichen Durchsicht beider Werke konnte ich nur geringfügige Unterschiede zwischen Buch und Bericht feststellen.
Da ich mich zurzeit noch mitten in der Lektüre befinde, will ich mich an dieser Stelle noch nicht zum Inhalt äußern. Sobald ich das Buch jedoch ausgelesen haben, werde ich eine ausführliche Rezension nachliefern. In die Literaturempfehlungen habe ich es aber bereits mit aufgenommen.